Interview mit dem Gründer von Duschbrocken und WiSo-Absolvent Christoph Lung
4 Fragen an Christoph Lung – WiSo-Absolvent und Mitgründer des Start-ups Duschbrocken
Christina Wittmann: Vielen Dank für die Chance eines Interviews, Christoph. Am vergangenen Dienstag warst du mit deinem Gründerkollegen Johannes mit eurem Startup „Duschbrocken“ bei der Höhle der Löwen zu Gast. Erfreulicherweise konntet ihr einen „Deal“ mit Ralf Dümmel erzielen. Von ganzem Herzen herzlichen Glückwunsch hierzu! Kannst du uns einen kurzen Einblick in deine Gefühlswelt geben? Wie war es im Fernsehen zu pitchen, vor allem vor so bekannten Größen, wie Ralf Dümmel und Co?
Christoph Lung: Ja, also zunächst nochmal auch an der Stelle vielen Dank für die Einladung zum Interview. Ich freue mich natürlich, dass ich da mit meiner Uni, die mich auf das wirtschaftliche Leben vorbereitet hat in Kontakt bleiben kann und dass ich da etwas zu sagen kann. Zu der Gefühlslage an dem Tag der Aufzeichnung, da waren sowohl Johannes als auch ich super aufgeregt, aber gleichzeitig auch riesig vorfreudig. Wir hatten zu dem Zeitpunkt ein knappes halbes Jahr zuvor erst gegründet über eine Crowdfunding-Kampagne. Ein halbes Jahr später vor 5 Top-Investoren in Deutschland die eigene Idee vorstellen zu können und vielleicht vor einem Millionenpublikum im Fernsehen, da ist man natürlich schon sehr angespannt und aufgeregt. Die Aufregung ist aber schnell der Freude gewichen als wir dann angefangen haben, über unser Baby zu berichten und uns auch den Fragen zu stellen. Wir hatten uns wirklich super lange und intensiv vorbereitet. Wir hatten eine Woche Zeit, die wir komplett ausgenutzt haben. Das war kurz vor Ostern 2019. Wir haben das Wochenende und die paar Tage genutzt und alte Staffeln geguckt und haben Fragen herausgeschrieben und alles von unserer Seite aus vorbereitet.
Als wir es dann am vergangenen Dienstag angeguckt haben, das war ein riesengroßes Highlight. Ich habe super viele Nachrichten von Freunden und Familie bekommen, die alle mitgefiebert haben. Ich war natürlich auch aufgeregt. Wir waren in der Schaumstation, wie wir unser Office in Stuttgart nennen und haben das mit unserem Team angeguckt und dann war pure Aufregung und pure Freude und es war schön, dass es dann nach einem Jahr endlich raus war.
Christina Wittmann: Mit eurem Produkt Duschbrocken, einem nachhaltigen Duschgel und Shampoo in fester Form, habt ihr bereits vorher viele Erfolge gefeiert. Was hat sich für euch seit der Aufzeichnung bzw. der Ausstrahlung verändert?
Christoph Lung: Total viel. Zu dem Zeitpunkt der Aufzeichnung haben wir noch jeden einzelnen Duschbrocken handgefertigt – also Johannes und ich ohne Mitarbeiter. Wir hatten da eine Pizza-Knetmaschine, wo wir unseren Teig angerührt haben und dann hatten wir so eine Kniehebepresse. Da musste man per Hand jeden einzelnen Duschbrocken pressen. Wir haben da pro Tag so 150 – 200 Stück geschafft. Dafür hatten wir uns einen Raum in der Stuttgarter Gegend gemietet. Der hatte 30 Quadratmeter. Da haben wir sowohl produziert, gelagert, als auch versendet. In dem Raum ist alles passiert. Als wir dann da den Deal bekommen haben in der Höhle der Löwen war natürlich klar, dass nach der Ausstrahlung Menschen auf den Duschbrocken aufmerksam werden und denen wollen wir natürlich auch einen Duschbrocken schicken. Besonders wichtig war uns hierbei, dass unser Produkt, auch wenn es in einer größeren Stückzahl gefertigt wird in Sachen Qualität nicht schlechter wird. Deswegen haben wir die Produktion komplett übernommen. Wir haben uns da einen Partner gesucht und wir werben mit Nachhaltigkeit. Deswegen war es uns auch wichtig, dass es dann kein Partner in Fernost oder so wird, sondern ein Partner aus dem deutschsprachigen Raum. Wir haben dann mit Seifenherstellern und Leuten aus diesem Geschäft verhandelt und zum Glück zwei Partner gefunden – ein kleiner Familienbetrieb in Österreich und einen Seifenhersteller in Baden-Württemberg. Die erreichen wir beide innerhalb von 3 Stunden mit unserem Auto. Da kommen aktuell unsere Duschbrocken her. Zusätzlich haben wir noch eine Seifenmanufaktur in Stuttgart, in der wir auch produzieren dürfen. Da mussten wir uns eben komplett neu aufstellen, um diese gesteigerte Nachfrage bedienen zu können.
Und dann so Punkte, wie die Aufmerksamkeit, die man dann erhält. Hat man da die richtige Infrastruktur mit seinem Onlineshop beispielsweise? Wir haben unseren Onlineshop von einer Agentur komplett neu bauen lassen. Haben die Plattform auf den hohen Traffic vorbereitet, damit der Shop nicht in die Knie geht.
Wir haben zusätzlich mittlerweile ein kleines Team aufgebaut. Mit Johannes und mir sind wir nun zu siebt in der Schaumstation. Aber im Prinzip ist der Duschbrocken, den wir am Anfang gemacht haben noch genau derselbe und das war uns auch super wichtig.
Christina Wittmann: Nach deinem Bachelor in Wirtschaftswissenschaften an der Friedrich-Alexander-Universität ging es erst mal auf Weltreise, wo du sowohl deinen Gründerpartner kennengelernt, als auch die zündende Idee für euer Produkt hattest. Wenn du an deine Zeit an der Universität in Nürnberg zurückdenkst, welche Erfahrungen, Erlebnisse oder gar Module konntest du gewinnbringend bei der Unternehmensgründung nutzen?
Christoph Lung: Ich muss ganz ehrlich sein. Ich war sicher kein Musterstudent. Ich war sicher nicht in jeder Vorlesung und auch nicht in jeder Übung. Aber ich glaube gerade meine Schwerpunkte an der WiSo – da will ich jetzt auch nicht schleimen – im Bereich Unternehmensführung und Marketing haben mich mitunter am besten auf die jetzige Situation vorbereitet. Ich habe beispielsweise auch „Problemlösung und Kommunikation“ belegt, was Input zur Lösung strategischer Problemstellungen und Umsetzung eigener Ideen gibt. Natürlich muss man am Anfang erst ein Fundament schaffen. So ist das Studium an der WiSo ja auch aufgebaut, aber, wenn man dann die Module belegt, wo man sich auch selbst wiederfindet, ist das eine ganz gute Ausgangslage.
Christina Wittmann: Wenn du den aktuellen Studierenden an der Universität einen Tipp geben dürftest, insbesondere denen, die auch mit dem Gedanken liebäugeln ein Start-up zu gründen. Welcher wäre das?
Christoph Lung: Grundsätzlich kann ich sagen, wenn man was Eigenes machen will, dann sollte man sich nicht scheuen, es einfach auszuprobieren. Bei mir war es ja so, wir kamen von der Weltreise zurück und die Idee ist ja dort auch entstanden. Das war sozusagen rückblickend betrachtet der beste Zeitpunkt, um so etwas zu machen. Ich hatte schon immer Bock eine eigene Idee umzusetzen. Wir kamen zurück von der einjährigen Weltreise, hatten zuvor alles aufgelöst, hatten keinerlei Verpflichtungen usw. Johannes und ich haben dann von den restlichen Ersparnissen mal ein paar Rohstoffe gekauft, wollten mal bisschen was ausprobieren.
Ein wirklich wichtiger Tipp, der uns in der Gründungsphase auch wirklich weitergeholfen hat: Man hat zu Beginn oft das Gefühl, besser nicht mit anderen Leuten über die Idee zu sprechen. Am Ende wird sie einem noch geklaut. Bei uns hat genau das Gegenteil dazu geführt, dass es den Duschbrocken gibt. Wir haben mit super vielen Menschen über unsere Idee gesprochen, auch mit Seifenherstellern, weil wir einfach unsere Idee vortragen wollten, Feedback einholen wollten, Fragen stellen wollten, wie man gewisse Sachen machen kann. Beispielsweise auch das Thema, dass der Duschbrocken sauber machen soll, aber aus natürlichen und milden Zutaten bestehen soll. Wir wollten eine 2-in-1 Lösung für Körper und Haare und haben genau über diese Gespräche überhaupt erst unsere Idee auf die Straße gebracht. Sprich also mit Leuten über deine Idee. Es gibt sicherlich ein paar Hürden, aber eigentlich ist es relativ einfach zu gründen, wenn man ehrlich ist. Was kann im schlimmsten Fall passieren? Selbst wenn man scheitert, kann man vorweisen, dass man eine eigene Idee umsetzen wollte und dies versucht hat. In der Regel kommt so etwas doch eher positiv an als negativ für das weitere berufliche Leben. So ein Versuch zeugt von Selbstständigkeit und Initiative.
Christina Wittmann: Vielen Dank Christoph für deine Zeit. Der gesamte Lehrstuhl und ich wünschen dir und deinem Start-up alles erdenklich Gute!